“Und was machst du dann mit diesem Studium?”
JedeR Studierende der Kultur- und Sozialanthropologie hat ganz sicher diese oder eine ähnliche Frage schon einmal von Verwandten oder Bekannten gehört. Viele Außenstehende finden das Gebiet diffus “spannend”. Aber wenige wissen, was es umfasst und was wir nach dem Studium können. Wir wollen diese Frage beantworten.
Wir sind ExpertInnen für die Innensicht
Als AnthropologInnen sind wir ExpertInnen dafür, zu begreifen, wie eine Gruppe/ Gesellschaft/ Kultur “tickt”. Wir versuchen durch möglichst langes Beisammensein, durch das Begleiten unserer Forschungs-Individuen in jeder Lebenslage, den jeweiligen Sachverhalt aus ihrer Sicht zu begreifen. Dabei ist es prinzipiell egal, ob ich über Bazare im Jemen, über Ecuadorianische Hausarbeiterinnen in Spanien, über Bergkulte in Tibet, über interethnische gewaltsame Konflikte in Ex-Yugoslawien oder über das Verhältnis österreichische Ärzte – philippinische Krankenschwestern – türkische Patientinnen in Wiener Krankenhäusern forsche.
Wir forschen meist qualitativ, langfristig und holistisch
Wichtig ist uns das behutsame Kennenlernen der Innensicht durch lang andauerndes Dabei-Sein, die so genannte “Feldforschung”. Das möglichst umfassende Erkennen der Innensicht ermöglicht uns anschließend die “Übersetzung” für und das Vermitteln an Außenstehende.
Wir arbeiten meist mit qualitativen Forschungsmethoden und betrachten jede Forschungsfrage “holistisch”, das heißt wir loten jede Frage in ihren vielfältigen Dimensionen aus: Wir berücksichtigen “kulturelle”, soziale und wirtschaftliche Faktoren, Gender, Altersstrukturen und Machtstrukturen, die Dinge ermöglichen oder verhindern.
Wir sind gefragt
Die Innensicht und unsere qualitative Methodenkompetenz sind auch für Bereiche außerhalb der Forschung und Lehre spannend, wenn man zum Beispiel als BeraterIn für Firmen oder als JournalistIn tätig ist.
AbsolventInnen der Kultur- und Sozialanthropologie arbeiten heute in vielen Sparten, manche davon “fachnäher” und manche “fachferner”, unter anderem im Kunst- und Kulturbetrieb, in internationalen Organisationen, in NGOs, in der Migrations- und Flüchtlingsberatung, in Medien, in Coaching und Mediation, in der Psychotherapie, in großen internationalen Konzernen und in vielen anderen mehr.
Kultur- und sozialanthropologische Expertise wird in Zeiten der Globalisierung immer mehr nachgefragt.