Zur Konstruktion nationaler, ethnischer und sozioökonomischer Zugehörigkeit durch weibliche Körper in Bogotá, Kolumbien
ASSA Journal 2/2015, ISSN 1815-3704
Cornelia Länger
Abstract
Im Jahr 2013 nimmt Kolumbien im weltweiten Vergleich der Anzahl jährlich durchgeführter schönheitschirurgischer Operationen den fünften Platz ein. Im ganzen Land finden jährlich über tausend Schönheitswettbewerbe für Frauen und Mädchen statt. Gleichzeitig lebt über ein Drittel der Bevölkerung in Armut. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem hohen Stellenwert körperlicher “Schönheit” von Frauen einerseits und deren ökonomischer Notlage andererseits veranlasst zu einer genaueren Analyse der Bedeutung von “weiblicher Schönheit” in Kolumbien.
In diesem Beitrag wird dargestellt, wie junge Frauen in Bogotá durch die “Kultivierung” ihres Körpers mittels Schönheitspraktiken ihre nationale, ethnische und sozioökonomische Zugehörigkeit ausdrücken. Anhand empirischer Beobachtungen in Einkaufszentren und Geschäftslokalen Bogotás und der Analyse von Bildmaterial in ausgewählten nationalen Frauenzeitschriften lässt sich eine allgemeine Präferenz für helle Haut- und Haartöne, lange Haare und eine kurvige Körperform durch die Betonung von Brust und Po feststellen.
Die Interviews mit 20- bis 30-jährigen Frauen der Mittelschicht in Bogotá zeigen, dass die in den Medien und der Öffentlichkeit verbreiteten Bilder von Frauenkörpern den persönlichen Vorstellungen weiblicher Schönheit größtenteils entsprechen. Es wird untersucht, wie und warum junge Frauen ihren eigenen Körper an die herrschenden Normen anpassen.
Schlagworte: Kolumbien, Schönheitsideale, Schönheitsoperationen, Weißsein, Postkolonialismus
English abstract
In 2013, Colombia holds the fifth place in the worldwide ranking list of annually performed cosmetic surgeries. Each year, over a thousand beauty pageants take place throughout the country. At the same time, over a third of the total population lives in poverty. The apparent contradiction of the importance of women’s physical “beauty” on the one hand and their economic distress on the other requires a detailed analysis of the significance of “female beauty” in Colombia.
This article shows how young women from Bogotá construct their national, ethnic and socio-economic identities by “cultivating” their bodies through beauty practices. The study is based on empirical observations carried out in shopping centers and shops throughout Bogotá and the analysis of photo material from women’s magazines. The publicly praised images of women show an overall preference for light skin tones and long, bright hair as well as a curvy body shape with an emphasis on big breasts and a firm bottom.
Interviews with middle-class women from Bogotá aged 20 to 30 reveal that the body ideals depicted in the media and in public largely correspond with their personal ideas of female beauty. This paper examines how and why young women adjust their bodies to the dominant norms.
Keywords: Colombia, beauty ideals, cosmetic surgery, whiteness, postcolonialism
Zu zitieren als
Länger, Cornelia 2015: Im Land der Königinnen. Zur Konstruktion nationaler, ethnischer und sozioökonomischer Zugehörigkeit durch weibliche Körper in Bogotá, Kolumbien. In: Austrian Studies in Social Anthropology, Journal 2/2015, 18 p. URL: [AUS DER BROWSERZEILE ÜBERNEHMEN]. Zugriff: TT.MM.JJJJ.
Lebenslauf/ vita
Cornelia Länger wurde am 22.10.1989 in Wien geboren. Sie absolvierte die Bachelor-Studien Transkulturelle Kommunikation und Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Von September 2011 bis Juli 2012 setzte sie im Rahmen eines Erasmusjahres ihre Studien an der Universitat Autònoma de Barcelona fort. 2013 folgte ein Praktikum an der Sprachschule ABCHumboldt in Barcelona. Derzeit befindet sie sich im Masterstudium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien. Ihr wissenschaftliches Interesse liegt dabei in den Bereichen ökonomische Anthropologie, Anthropologie des Körpers und Lateinamerika.
Cornelia Länger was born in Vienna on the 22nd October 1989. She studied Trans-cultural Communication and Cultural and Social Anthropology at the University of Vienna and holds a bachelor’s degree in both fields of study. From September 2011 to July 2012, she continued her studies during an Erasmus year at the Universitat Autònoma de Barcelona. In 2013, she completed an internship at the language school ABCHumboldt in Barcelona. Currently, she is enrolled in a master’s programme in Cultural and Social Anthropology in Vienna. Her fields of interest are economic anthropology, anthropology of the body and Latin America.
Kontakt (2015): cornelia.laenger@gmail.com